Das Hosen-Verbot in Paris
Die meisten von euch werden jetzt sicherlich denken: Was ist denn mit der los? In welchem Zeitalter lebt die?Aber es stimmt! Bis zum Jahr 2013 galt in Paris noch ein alter Erlass aus den Zeiten Napoleons. Demnach durften Frauen nur mit einer Ausnahmeregelung Frauenkleidung gegen Männerkleidung tauschen.
Durch die Weltkriege geriet das alte Gesetz irgendwann in Vergessenheit und erst 2012 wies der Senator Alain Hubert daraufhin, dass der Erlass von damals immer noch gelte aber mittlerweile gegen die in der Verfassung festgelegte Gleichstellung von Mann und Frau verstoße.
Seit 2013 ist das Gesetz also nun außer Kraft und Frau darf auch offiziel in Paris Hosen tragen ;)
Grund genug sich einmal die Geschichte der Hose für Frauen anzuschauen
In der Antike, bei den Römern, Kelten und Germanen findet man immer wieder Abbildungen von Frauen in Hosen.Doch die folgenden Jahrhunderte brachten auch in diesem Bereich der Gleichberechtigung einen Rückgang und Frauen war das Tragen von Hosen lange Zeit verboten.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Frauenhosenbewegung zusammen mit der Emanzipationsbewegung ins Rollen. Die Frauenrechtlerin Amelia Blomer war eine der ersten, die es wagte eine Hose zu tragen. Frauen in Hosen waren höchstens auf dem Pferd, beim Skifahren oder dem Fahrrad geduldet, obwohl man(n) Frauen auf dem Fahrrad grundsätzlich nicht gerne sah.
Außerhalb dieser sportlichen Aktivitäten war es Frauen verboten Hosen zu tragen. Gaststätten, Hotels und andere Einrichtungen verboten Frauen in Männerkleidung sogar den Zutritt.
1910 entwarf der Designer Paul Poiret eine Art Hosenrock, den seine Models während eines Ausflugs zu einem Pferderennen trugen. Die Öffentlichkeit und Presse war so empört, dass der Designer seine Models mit einem Stock vor dem wütenden Mop verteidigen musste.
Die Hosen damals waren oft vom Orient, wo Frauen das Tragen von Hosen erlaubt war, inspiriert und meist sehr elegant gehalten. In Paris, England und den USA trugen Frauen die Hosen zu gesellschaftlichen Anlässen, während das konvervative Deutschland sich gegen die Hosenentwicklung stellte.
Der 1. Weltkrieg verlangte von Frauen die Rolle der Männer, die an der Front standen, einzunehmen - was auch die Arbeitskleidung beinhaltete. Jedoch hielt man damals Frauen in Hosen für eine vorrübergehende Erscheinung.
So war es ein kleiner Skandal, dass Marlene Dietrich in ihrem Film "Marokko" 1930 die berühmte Marlene-Hose trug. Auch Coco Chanel war Verfechterin der Hose und designte nicht nur Hosen für die moderne Frau, sondern trug diese auch selbst auf ihren Venedigreisen.
Aber auch nach dem 2. Weltkrieg war das Hosen-Verbot noch lange nicht vom Tisch. Viele Schulen erlaubten es den Mädchen allenfalls im Winter Hosen zu tragen.
Yves Saint Laurent war es, der 1960 den ersten Smoking für Frauen herausbrachte. Seine Muse Catherine Deneuve war sofort verliebt und Verfechterin des Anzugs für Frauen. Trotzdem blieb Frauen in Hosen oft der Zutritt zu Hotels oder Restaurants verwehrt. So durfte Senta Berger ein Londoner Hotel im Smoking nicht betreten und 1969 verweigerte das Ritz in London der Frau des englischen Flieger-Stars Townsend den Zutritt zu einer Filmpremiere.
Bis in 1970er waren sogar hosentragende Kundinnen im Kaufhaus Harrods unerwünscht.
Im gleichen Jahr verkündete der CSU-Bundestagvizepräsident Richard Jaeger, dass er jede Abgeordnete die in Hosen zur Plenarssitzung erschiene, eigenhändig aus dem Saal werfen würde.
Gott sei Dank ist die Hose heutzutage meist überall sozial etabliert und kaum noch wegzudenken. (Obwohl in der indonesischen Provinz Aceh das Tragen von Hosen noch heute verboten ist).
Und seit 2013 darf man auch in Paris offziel Hosen tragen ;)
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